Steigende Mietpreise und die zunehmende Knappheit an Wohnraum verwandeln zusätzliche Quadratmeter in ein Luxusgut. Viele Haushalte müssen mit wenig Platz zurechtkommen. Wird der verfügbare Raum optimal genutzt, kann jedoch von einem Plus an Wohnqualität profitiert werden. Wir haben Wohn- und Einrichtungsideen arrangiert, womit sich aus wenig Fläche das Maximum herausholen lässt.
Tiny House – mehr als eine minimalistische Bewegung
Günstig leben auf engstem Raum, ohne auf wesentliche Bestandteile des gewohnten Haushalts verzichten zu müssen. Das versprechen Tiny Houses – kleine Häuser und Platzwunder, die in den vergangenen Jahren einen starken Boom erlebten. Nicht zuletzt erfreuen sich die Minihäuser aufgrund der Wohnraumknappheit großer Nachfrage. Aber auch die Preisspirale, die seit Jahren nur eine Richtung kennt und das Wohnen für viele Haushalte längst unbezahlbar gemacht hat, trägt zum Umdenken bei.
Tiny House Architekt Van Bo Le-Mentzel war zu Gast beim Hörfunkprogramm Deutschlandfunk Kultur und erklärte, dass es seiner Meinung nach jedem möglich sein sollte, in der Stadt zu wohnen. Deshalb habe er das „Tiny100“ entwickelt – seine bislang bekannteste Idee, die auf 6,4 Quadratmeter alles bieten soll, was nötig ist und nur 100 Euro Miete kostet. Doch nicht jeder kann sich mit einem Leben auf derart begrenztem Raum anfreunden. Für diejenigen, gibt es viele andere Möglichkeiten zur platzsparenden Veränderung.
Multifunktionale Möbel – viele Aufgaben, eine Antwort
Das Geheimnis vieler Raumsparmöbel ist ihre Multifunktionalität. Sie vereinen mehrere Funktionen in einem Möbelstück und erlauben damit eine besonders effiziente Nutzung der Fläche. Typische Vertreter sind Sofas, die sich mit wenigen Handgriffen zum Schlafplatz umfunktionieren lassen. Beispielsweise, um auf ein separates Schlafzimmer komplett zu verzichten oder im Wohnzimmer zusätzliche Schlafmöglichkeiten für Gäste zu schaffen. Auch im Jugendzimmer sind sie häufig im Einsatz und ersetzen das klassische Bett. Wie vielfältig die Designs sind, zeigt das Arrangement an Schlafsofas im Stilbetten-Onlineshop eines deutschen E-Commerce-Unternehmens. Dank individueller Polsterfarben, Größen und Stilrichtungen findet jeder Haushalt passende Lösungen. Modelle mit Aufbewahrungsmöglichkeiten für Decken und Kissen sind ebenfalls erhältlich.
Sitzen ohne Kompromisse
Nicht weniger praktisch, sind Sitzmöglichkeiten mit integriertem Stauraumangebot. Darunter Hocker, Sitzbänke und Sessel. Eine besonders raffinierte Konstruktion wird als „Mini Scatola“ verkauft – eine erweiterbare Sitzbank, die sich zu einem kompakten Hocker minimieren lässt. Bis zu fünf Personen können darauf bequem sitzen. Sogar Tische in dieser Art sind erhältlich. Sie gleichen in zusammengeschobener Form einem Konsolentisch mit geringem Platzbedarf.
Tische mit originellem Mehrwert
Darüber hinaus lässt sich das Potenzial von Esstischen besser ausschöpfen, wie einige ausgeklügelte Systeme beweisen. Eines davon stammt von Vox, einer Marke für innovatives Möbeldesign, die einen multifunktionalen Tisch (Big Table) mit vielen Extras entwickelt hat. Während im Stauraum in der Tischmitte diverse Kleinigkeiten verschwinden, garantieren erweiterbare Tischplatten Flexibilität und drehbare Schubladen individuelle Designs.
Großes ganz klein oder besonderes praktisch
Ein erhebliches Platzproblem verursachen große Möbel wie Betten oder Esstische für die ganze Familie sowie Bauelemente wie Treppen. All diese Objekte erfordern viel Fläche, werden häufig aber nur kurze Zeit benötigt. Clevere Designer lösen das Problem, indem sie Raumsparlösungen für den Nicht-Gebrauch entwickelt haben:
- Klappbare Treppen machen zum Beispiel wertvollen Wohnraum nutzbar, während der Zugang zu anderen Stockwerken nicht notwendig ist. Dem gleichen Zweck dienen Schrankbetten – für mehr Platz im Alltag. Tagsüber werden sie einfach nach oben geklappt und verschwinden in Einbausystemen.
- Hinsichtlich Treppen gibt es noch viele weitere Ideen für eine effiziente Nutzung. Zum Beispiel Modelle mit seitlich integrierten und ausziehbaren Apothekerschränken oder Treppenstufen, die sich wie Schubladen ausziehen und zum Verstauen diverser Dinge einsetzen lassen.
- Gleichermaßen willkommen in kleinen Wohnlandschaften sind klappfähige Tische, die je nach Bedarf die ideale Größe annehmen. Einige innovative Möbel lassen sich nicht nur in Länge und Breite erweitern, sondern auch in der Höhe verstellen und dank Rollen flexibel platzieren.
Höhen besser nutzen
Damit kleine Wohnungen keinen beengten Gesamteindruck vermitteln, sollte der Fußboden nicht unnötig mit Dingen vollgestellt werden. Stattdessen ist es ratsam, möglichst viel aufzuhängen und die Raumhöhe durch Regale effektiv zum Verstauen zu verwenden. Neben Wandregalen bieten Wandtaschen dekorativen Stauraum für Schuhe, Accessoires, Bücher und vieles mehr. Varianten aus Filz tragen sogar zur Optimierung der Raumakustik und damit zur Steigerung der Wohnqualität bei. Nischen werden mit Einbauschränken oder passgenauen Regalsystemen ebenfalls zu Stauraum.
Rollen bringen Mobilität
Ob Servierwagen, Rollcontainer oder fahrbare Stauraumboxen: Was sich rollen und flexibel abstellen lässt, bereichert kleine Wohnlandschaften in vielerlei Hinsicht. Die Bewohner können ihr Mobiliar spontan an den aktuellen Bedarf anpassen und haben immer alles griffbereit, was gerade benötigt wird. Aufbewahrungen mit Rädern sind in der Küche und im Büro ebenso nützlich wie im Badezimmer oder Kinderzimmer.
Rollen können aber noch viel mehr: Teilen sich mehrere Personen einen Haushalt, mangelt es schnell an Privatsphäre. Kommen Gäste, wird es für Mitbewohner schwierig bis unmöglich, sich zurückzuziehen. Abhilfe schaffen flexible Raumteiler, die im Handumdrehen aus einem Raum zwei machen. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt Privatsender Kabel eins in der Reportage über das Robotic Home. Das Wohnkonzept mit einem fahrbaren Regal ermöglicht auf Knopfdruck Veränderungen vorzunehmen und ein zusätzliches Zimmer zu generieren. Das wandlungsfähige Modul enthält einen Schreibtisch, ein Bett und reichlich Stauraum. Das Bett verschwindet tagsüber im unteren Bereich, wodurch Platz für das Büro entsteht.
Ideen für kleine Bäder
Kleine Badezimmer fühlen sich schnell eng und ungemütlich an. Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Wohlfühlambiente ist eine aufgeräumte Einrichtung. Geschlossene Ordnungssysteme sorgen für visuelle Ruhe. Ideal sind Hängemöbel, weil das Bad durch den freien Fußboden größer und luftiger wirkt. Weitere Tipps:
- Weniger ist mehr: Kleine Räume verlangen nach reduzierter Einrichtung. Das gilt insbesondere für kleine Badezimmer. Deshalb ist es besser, einen größeren Schrank zu platzieren, statt vieler kleiner Regale und Schränkchen.
- Licht: Eine gute Beleuchtung stellt nicht nur sicher, dass sich vor dem Spiegel beim Rasieren keine Unfälle mit Schnittwunden ereignen, sondern trägt zur geräumigen Wahrnehmung des Raums bei. Falls möglich, lohnt es sich mehrere Spots zu platzieren und das Badezimmer erstrahlen zu lassen.
- Fliesen: Bei einer Renovierung ist es sinnvoll zu großen Fliesen zu greifen. Je weniger Fugen erkennbar sind – egal ob an der Wand oder auf dem Fußboden – desto großzügiger wirkt das Bad.
Diese und viele weitere Ideen machen deutlich, dass Flexibilität und Mobilität erstaunliche Wohnraum-Transformationen ermöglichen. Woran es oft fehlt, um kleine Wohnungen und Häuser in ein einladendes Zuhause zu verwandeln, ist die Kreativität. Wer offen für Veränderungen bleibt, findet am Markt viele großartige Konzepte, die beweisen, dass wenig Quadratmeter kein Grund für schlechte Laune ist. Im Gegenteil: Je weniger Platz zur Verfügung steht, desto wertvoller wird er, was zu einem bewussteren Umgang motiviert.
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