Der Energiemarkt ist einem ständigen Wandel unterworfen, der durch politische Entscheidungen, technologischen Fortschritt und wirtschaftliche Rahmenbedingungen geprägt wird. Steigende Energiepreise haben die Budgets vieler Mieter und Immobilieneigentümer zuletzt stark belastet. Wie werden sich die Energiekosten weiter entwickeln und womit müssen sowohl Verbraucher, als auch Unternehmer jetzt rechnen? Vom steigenden Stromverbrauch über die volatile Preisentwicklung bis hin zur Diskussion um die Zukunft der Kernenergie – ein Überblick über die wichtigsten aktuellen Entwicklungen.
Steigender Stromverbrauch und erneuerbare Energien
Der weltweite Stromverbrauch steigt rasant, insbesondere in wirtschaftlich stark wachsenden Ländern wie China. Laut einer aktuellen Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) vom Februar 2025 ist die weltweite Energienachfrage seit 2020 um rund 10 % gestiegen. Auch in Deutschland bleibt die Nachfrage hoch, wenngleich Effizienzmaßnahmen in Industrie und Haushalten dämpfend wirken.
Ein wichtiger Faktor für die Energieversorgung ist der Ausbau der erneuerbaren Energien. Im ersten Halbjahr 2024 deckten Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen rund 58 % des Stromverbrauchs in Deutschland. Insbesondere der Anteil des Solarstroms wächst durch den Ausbau von Dach- und Freiflächenphotovoltaikanlagen. Dennoch gibt es Herausforderungen: Netzengpässe und fehlende Speichermöglichkeiten führen dazu, dass überschüssiger Strom teilweise ungenutzt bleibt oder sogar ins Ausland abgegeben werden muss.
Quelle: Tagesschau – wie geht es mit dem Heizungsgesetz weiter
Gasverbrauch und Importabhängigkeit
Auch wenn Deutschland seine Abhängigkeit von russischem Gas in den letzten Jahren deutlich reduziert hat, bleibt der Import fossiler Energieträger ein wichtiges Thema. Laut Smard.de ist der Gasverbrauch 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent gestiegen. Hauptlieferant ist inzwischen Norwegen, das seine Exporte nach Deutschland ausgeweitet hat.
Aber auch der Ausbau von Flüssiggasterminals (LNG) ist ein zentraler Aspekt der deutschen Energiepolitik. Die neu errichteten LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel haben dazu beigetragen, alternative Lieferwege zu etablieren. Problematisch bleibt jedoch die hohe Volatilität der Gaspreise – insbesondere für energieintensive Unternehmen, die auf langfristige Planungssicherheit angewiesen sind.
Quelle: Bundesnetzagentur – Energiemarkt aktuell
Energiepreise und Marktregulierung
Ein zentrales Problem für Verbraucher und Unternehmen sind die stark schwankenden Energiepreise. Während die Strompreise im Sommer 2024 aufgrund der hohen Einspeisung erneuerbarer Energien zeitweise stark sanken, kam es im Dezember zu drastischen Preissprüngen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Kalte Temperaturen, eine erhöhte Nachfrage und eine geringere Verfügbarkeit von Wind- und Solarstrom führten zu einem angespannten Marktumfeld.
Die politischen Reaktionen auf die Preisschwankungen fallen unterschiedlich aus. Während Wirtschaftsverbände auf mehr Marktmechanismen setzen, fordert die Linkspartei eine staatliche Kontrollbehörde, um willkürliche Preissteigerungen zu verhindern. Kritiker dieser Idee befürchten jedoch, dass eine zu starke Regulierung den Wettbewerb verzerren und Investitionen in neue Energieprojekte behindern könnte.
Quelle: Welt – Linkspartei fordert staatliche Kontrollbehörde für Energiemarkt
Die Debatte um eine Rückkehr zur Atomkraft
Seit dem endgültigen Atomausstieg im Jahr 2023 wird immer wieder über einen möglichen Wiedereinstieg in die Kernenergie diskutiert. Vor allem die Union sprach sich zuletzt für eine Neubewertung der Kernenergie in Deutschland aus. Doch die Energiewirtschaft selbst sieht das kritisch: RWE-Chef Markus Krebber sagte kürzlich in einem Interview, eine Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken sei nicht nur technisch aufwendig, sondern auch wirtschaftlich kaum darstellbar.
Der Bau neuer Atomkraftwerke würde zudem immense Investitionen erfordern. Während Länder wie Frankreich weiterhin auf die Kernenergie setzen und bestehende Anlagen modernisieren, wäre eine erneute energiepolitische Wende in Deutschland mit erheblichen politischen und wirtschaftlichen Hürden verbunden.
Quelle: Welt – RWE-Chef lehnt Rückkehr zur Atomkraft ab
Negative Strompreise durch Überproduktion
Ein weiteres Phänomen, das den deutschen Energiemarkt zunehmend prägt, sind negative Strompreise. Sie entstehen, wenn das Stromangebot größer ist als die Nachfrage – ein Effekt, der vor allem an Tagen mit viel Wind- und Sonnenstrom auftritt. In solchen Fällen müssen Kraftwerke ihre Produktion drosseln oder sogar Geld dafür bezahlen, dass ihr Strom abgenommen wird.
Dieses Problem zeigt, dass der Netzausbau und die Speichertechnologien mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien nicht Schritt halten. Langfristig könnten Technologien wie Wasserstoffspeicher oder Großbatterien helfen, überschüssige Energie nutzbar zu machen. Bis dahin bleibt es eine Herausforderung für Netzbetreiber und Energieunternehmen.
Quelle: Welt – „Überschüssiger Schrott“ – Das heikle Resultat von Deutschlands Ökostrom-Unmaß
Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG)
Mit dem EEG 2023 hat die Bundesregierung die Ausbauziele für Erneuerbare Energien deutlich angehoben. Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch auf 80 Prozent steigen. Dazu wurden die Einspeisevergütungen für Photovoltaikanlagen angepasst und bürokratische Hürden für Windenergieprojekte abgebaut.
Ein weiterer wichtiger Punkt dieser Reform ist die bessere Integration der erneuerbaren Energien in das bestehende Stromnetz. Regionale Energiemärkte, in denen der Strom vor Ort verbraucht wird, sollen gestärkt werden. Vor allem die Unternehmen der Energiewirtschaft setzen große Hoffnungen in diese neuen Mechanismen. Die Energie Fachzeitung berichtet regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und Innovationen in diesem Bereich.
Quelle: Wikipedia – Erneuerbare -Energien-Gesetz
Eine Energiebranche im Wandel
Der europäische Energiemarkt steht vor Herausforderungen, bietet aber auch enorme Chancen. Der Wandel hin zu erneuerbaren Energien schreitet voran, doch Fragen der Netzstabilität, der Preisentwicklung und der Versorgungssicherheit bleiben zentrale Themen.
Während die Politik mit neuen Gesetzen und Förderprogrammen versucht, die Transformation zu beschleunigen, arbeiten Energieunternehmen an innovativen Lösungen, um den Markt effizienter zu gestalten. Wer über die neuesten Trends und Entwicklungen informiert bleiben will, findet in der Energie Fachzeitung fundierte Analysen und Expertenmeinungen zu diesen wichtigen Themen.
Über den Autor: Rolf Mauer ist Freier Architekt und Freier Stadtplaner sowie Chefredakteur und Herausgeber der Energiefachzeitung.
Bildnachweis: pixabay