die Zukunft des Wohnens: wie Immobilien dekarbonisiert werden sollen

Fragen und Lösungen präsentiert auf der Expo Real 2023

Einmal im Jahr trifft sich die Immobilienwirtschaft anlässlich der Messe Expo Real in München, um über Zukunftsthemen zu diskutieren. Dieses Jahr widmete die Branche der Dekarbonisierung von Immobilien ein großes Forum auf der Messe – denn die Zeit drängt:

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auf Deutschlands größter Immobilienmesse Expo Real Foto: Messe München

Die Ausgangslage

Der Klimawandel macht auch vor der Immobilienwirtschaft nicht halt. Damit das Klimaabkommen von Paris zur Eindämmung des weltweiten Temperaturanstiegs erreicht werden kann, müssen auch Wohnimmobilien ihre Co2-Emmissionen reduzieren, denn sie sind für 60 Prozent der klimaschädlichen Co2-Emmissionen in den Städten verantwortlich: genau dort, wo die Mehrheit der Menschen wohnt.

In der Zukunft werden zudem noch mehr Menschen in die Städte ziehen. Die fortschreitende Urbanisierung gilt als ein Megatrend. Somit beeinflusst die Art und Weise, wie wir Städte weltweit bebauen und bewohnen direkt unser zukünftiges Klima. Hier ist die Immobilienwirtschaft aufgefordert, sich vom Teil des Problems zum Teil der Lösung zu wandeln!

Die Messe Expo Real in München

Auf der Expo Real präsentierten Unternehmen nicht nur Konzepte und Dienstleistungen rund um klimafreundliches Bauen und Wohnen. Bezogen auf die Fragen der Zukunft diskutierte die Immobilienbranche in einzelnen Panels erstaunlich tabulos Lösungsansätze. Wir stellen hier eine Auswahl der Überlegungen und Konzepte vor.

Die Zukunft des Wohnens: Themen auf der Expo Real 2023

Herausforderung Wohnraum für Seniorinnen und Senioren

Wenn die Babyboomer in den nächsten Jahren in Rente gehen, wird das auf dem Wohnungsmarkt nicht folgenlos bleiben, denn spätestens in der Altersgruppe der 85-Jährigen steigt die Pflegebedürftigkeit überproportional an. Dafür reichen nach heutigem Ermessen vorhandene Pflegekapazitäten bei Weitem nicht aus. Die Branche sucht nach Auswegen, denn um Pflege bezahlbar zu gestalten, muss es auch möglich sein, kostengünstig Pflegeimmobilien zu bauen.

Ist das Einfamilienhaus zukunftsfähig?

Wohnraum in den Städten wird knapp und Einfamilienhäuser verbrauchen am meisten Platz pro Kopf. Soll man in Zukunft noch Wohngebiete für Einfamilienhäuser ausweisen? Die Branche scheute sich jedenfalls nicht, das Thema auf der Expo Real zu diskutieren.

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im Brennpunkt: Dekarbonisierung Foto: Messe München

Natur als Asset-Klasse verstehen?

Die Natur als notwendige Ressource kann weder kostenlos noch grenzenlos verbraucht und für Gebäude, Infrastruktur und Nahrungserzeugung verwendet werden. Hier sind Vordenker dabei, Konzepte zu entwickeln, wie die Natur in ihrer vielfältigen Ausprägung bepreist werden kann, um möglichst auf globaler Ebene ein System zu finden, dass jeder Form des Wirtschaftens einen „Naturpreis“ zuordnet, der zukünftig mitkalkuliert werden muss.

Regionale CO2-Zertifikate generieren?

Der CO2-Zertifikatehandel wird kontrovers diskutiert. Um den Wirkungsgrad der Zertifikate besser messen zu können, sollen sie regionalisiert werden. Wird in der Stadt ein Gebäude errichtet, sollen Ausgleichsflächen und Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt im Umkreis der Stadt finanziert werden. Das erhöht die Transparenz und Glaubwürdigkeit des Zertifikatehandels.

Präsentierte Lösungsansätze rund um die Zukunft des Wohnens

Städte als Naturlebensraum – Bienenkörbe auf dem Dach

Städte sollen Lebensraum an die Natur zurückgeben. Der Bundestag als Vorreiter erhielt bereits vor einigen Jahren 12 Bienenvölker, die auf dem Parlament jährlich rd. 200 Kilogramm Honig produzieren. Doch es geht um mehr: Bewirtschaftung, Schulung von Mitarbeitern, Schutz der Biodiversität durch systematisches Anlegen und Pflege innerstädtischer Gärten mit begleitender Messung und Bilanzierung der Maßnahmen.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article245667854/Bienenzucht-im-Bundestag-Einfach-den-Finger-reinstecken-Da-kann-nichts-passieren.html

Gebäude werden smart

Viele Firmen präsentierten Konzepte und Systeme rund um die Gebäudetechnik. Das Ziel: Neubauten und Bestandsgebäude sollen optimal funktionieren und effizient betrieben werden. Hocheffiziente Solaranlagen, Speicherlösungen und intelligente Gebäudetechnik sind Teil der Lösung, wenn es darum gehen soll, den Energieverbrauch, die notwendige Wartung und den damit verbundenen Verkehr in den Städten drastisch zu reduzieren.

Auch die Gebäudebegrünung soll passgenau im Innen- und Außenbereich durch sensorgesteuerte und modulare Pflanzenwandsysteme smarter werden. Das kann das Aufheizen von Fassaden ausbremsen und das Mikroklima verbessern.

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Modelle auf der Expo Real Foto: Messe München

Ladeinfrastruktur für Elektromobilität braucht Platz

Damit sich die Elektromobilität durchsetzen kann, wird eine nahtlose Ladeinfrastruktur benötigt. Wo es Platz dafür gibt und wie man die Elektromobilität auch für Mieter in Wohngebäuden zu vertretbaren Kosten zugänglich machen kann, wurde lebhaft diskutiert: Wo können unter welchen Voraussetzungen Schnellladesäulen für E-Autos installiert und Batteriespeicher in Kellern und Garagen aufgestellt werden?  

Seriell bauen, Kreislaufwirtschaft und Zero-Waste Prinzip im Wohnungsbau

Wie kann es gelingen, zügig und kostengünstig zugleich moderne Wohnungen zu bauen und den Ressourcenverbrauch zu reduzieren? Ein Lösungsansatz: Wenn ganze Wohnquartiere in serieller Bauweise aus der Fabrik kommen und das Baumaterial aus nachwachsenden Rohstoffen stammt:

  • Serielles Bauen schafft den Sprung vom Fertighaus zur fertigen Wohnanlage mit mehreren 1.000 Wohnungen und Gebäuden, die bei entsprechender Vorplanung in kürzester Zeit auf einem Quartier errichtet werden können. Die Kapazitäten sind bereits vorhanden, nun muss die Bürokratie rund um den Bau auf ein vertretbares Maß zurückgeschraubt werden, damit Serieller Wohnungsbau ausgerollt werden kann. Wenn in 16 Bundesländern jedes Land eine eigene Bauordnung hat, die sich in kleinsten Details unterscheiden ( z.B. Treppenhöhe, Traufhöhe usw.) verhindert dies serielles Bauen über Landesgrenzen hinaus.
  • Der Bau, die Sanierung und Modernisierung von Gebäuden erzeugt jede Menge Abfall. Systeme aus der Kreislaufwirtschaft sollen dabei unterstützen, das Recycling von Abfällen zu ermöglichen und nachhaltig zu steigern. Gebäude werden als wieder verwendbare Rohstofflager gesehen.
  •  Dass Hochhäuser auch in Holzbauweise errichtet werden können gilt inzwischen als anerkannt. Nun will die Baubranche noch einen Schritt weiter gehen und den Rohstoff Holz nach dem Zero-Waste Prinzip verbauen, denn gerade Holzabfälle können auf vielfältige Weise verwertet werden.

Fazit: die Immobilienwirtschaft präsentierte Denkanstöße, Konzepte und Lösungsansätze rund um die Dekarbonisierung der Branche. Man stellte sich den Fragen der Zukunft. Branchenübergreifende Ansätze scheinen ein Teil der Lösung zu sein oder anders ausgedrückt: Landwirt, Projektentwickler, Investor, Handwerker, Makler und Hausmeister sitzen gemeinsam am Tisch, um Gebäude und Städte nachhaltig zu transformieren.

Expo Real: Die Expo Real ist die größte Fachmesse für die Immobilienbranche in Deutschland und findet auf dem Münchner Messegelände im Oktober statt. Dieses Jahr besuchten über 40.000 Teilnehmer die Messe. Die nächste Expo Real findet vom 7.-9.10.2024 statt.

Autorin: Maxi Schwarz ist Geschäftsführerin der wohnung-jetzt GmbH und publiziert bei wohnung-jetzt.de in loser Folge rund um die Themen mieten, kaufen und wohnen.

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