Die Wohnungsübergabe ist für Vermieter und Mieter ein entscheidender Moment: Beide Seiten schauen sich die Räume genau an, vergleichen Zustand und Ausstattung und halten alle wichtigen Punkte in einem Übergabeprotokoll fest. Damit wird ein klares Bild geschaffen, wie die Wohnung zu Beginn des Mietverhältnisses aussieht. Treten (oft Jahre) später Streitfragen auf – zum Beispiel zu Schäden oder fehlenden Gegenständen – lässt sich anhand des Protokolls genau nachvollziehen, in welchem Zustand die Wohnung bei Einzug übernommen wurde.

Warum ein Übergabeprotokoll so wichtig ist
Ein schriftliches Übergabeprotokoll schützt beide Mietparteien vor Missverständnissen und möglichen finanziellen Nachteilen. Ist klar dokumentiert, in welchem Zustand Wände, Böden, Fenster oder Sanitäreinrichtungen waren, gibt es kaum Raum für Diskussionen. Zudem hilft das Protokoll dabei, spätere Schadensersatzforderungen zu begründen oder abzuwehren.
Tipp: Machen Sie neben dem schriftlichen Protokoll auch Fotos (oder sogar ein kurzes Video), um den Zustand der Wohnung möglichst objektiv festzuhalten. Ein Formular für ein Übergabeprotokoll können Sie kostenlos bei wohnung-jetzt.de downloaden:
Download Musterprotokoll WohnungsübergabeÜbergabeprotokoll – das sollte drin stehen
- Allgemeine Daten: Namen von Vermieter und Mieter, Datum und genaue Adresse der Wohnung.
- Zählerstände: Notieren Sie die aktuellen Stände für Strom, Gas und Wasser.
- Räume und Ausstattung: Halten Sie den Zustand von Böden, Wänden, Fenstern, Türen, Bad und Küche fest. Entdecken Sie Mängel wie Kratzer oder Flecken, beschreiben Sie diese genau.
- Schlüsselübergabe: Wie viele Wohnungs- und Haustürschlüssel gibt es? Bei Mehrfamilienhäusern kommen oft Briefkasten- und Kellerschlüssel hinzu.
- Sonstiges: Dokumentieren Sie auch besondere Vereinbarungen (z. B. zur übernommenen Einbauküche).
Für die Wohnungsübergabe schützt ein vollständiges Übergabeprotokoll beide Seiten im Streitfall!
Wie die nachfolgenden Streitfälle zeigen, läuft nicht immer alles glatt bei einer Wohnungsübergabe. Deutsche Gerichte werten das Übergabeprotokoll regelmäßig als maßgebliches Beweisdokument. Für eine rechtssichere Beratung im Einzelfall sollten Sie selbstverständlich einen Fachanwalt oder eine rechtliche Beratung hinzuziehen.
- LG Berlin, Urteil vom 17. März 2022 – 65 S 211/21
Hier wurde bestätigt, dass Vermieter im Streitfall erhebliche Vorteile haben, wenn sie den Zustand der Wohnung detailliert per Protokoll belegen können. Wird das Protokoll vom Mieter unterschrieben, ist er an dessen Inhalt gebunden, solange keine nachweisbaren Falschinformationen darin stehen. - LG Stuttgart, Urteil vom 24.3.2021 – 13 S 127/20
In diesem Fall hatte ein Mieter behauptet, die Wohnung sei bereits bei Einzug renovierungsbedürftig gewesen. Da für die Wohnungsübergabe jedoch ein ausführliches Protokoll samt Fotos vorlag, wies das Gericht die Forderung des Mieters zurück. Der Zustand bei Einzug war eindeutig dokumentiert und widersprach den Angaben des Mieters.
Praktische Tipps zur Wohnungsübergabe
- Ausreichend Zeit einplanen: Gehen Sie mit dem Mieter in Ruhe durch jeden Raum.
- Sorgen Sie für ausreichende Beleuchtung: gerade in der Winterszeit oder abends sind die Lichtverhältnisse oft ungenügend und erschweren die Sicht.
- Zustimmung beider Seiten einholen: Am Ende unterschreiben sowohl Vermieter als auch Mieter das Übergabeprotokoll mit Datum.
- Klar und verständlich schreiben: Auch kurze Stichpunkte oder kleine Skizzen helfen, alles nachvollziehbar zu gestalten.
- Mehrere Exemplare erstellen: Jeder sollte eine Kopie des unterschriebenen Protokolls bekommen.
Wann sollte die Wohnungsübergabe statt finden?
Am besten bei Tageslicht und tagsüber, damit der Zustand der Wohnung gut protokolliert werden kann. Dazu vereinbaren die Mietparteien einen Übergabetermin. Abhängig von der Größe der Wohnung sollte man ausreichend Zeit für die Begehung einplanen. Da auch Zählerstände abgelesen werden, sollten die Parteien sicherstellen, dass an diesem Tag der Zugang zu Zählern, die sich außerhalb der Wohnung befinden, ebenfalls möglich ist.
Fazit
Das Übergabeprotokoll ist viel mehr als ein formaler Akt: Es ist die Grundlage für ein vertrauensvolles Mietverhältnis. Wer es sorgfältig erstellt, minimiert Konflikte und legt den Grundstein für eine faire, langfristige Zusammenarbeit zwischen Vermieter und Mieter. Die genannten Gerichtsurteile zeigen deutlich, dass man die Wohnungsübergabe sehr ernst nehmen und sie gründlich dokumentieren sollte. Übergabeprotokolle sind wichtige Beweisquellen. Mit einem klaren Protokoll sind beide Seiten immer auf der sicheren Seite.
Weitere Vermietertipps finden Sie im Ratgeber Vermieten bei wohnung-jetzt.de: