Durch die Corona-Pandemie muss sich beinahe jeder Mensch mit der digitalen Welt auseinandersetzen. Ob Homeoffice, Homeschooling, Streaming, Hometraining oder auch nur die Vereinbarung des Impftermins über das Internet – alle wurden plötzlich ins „Neuland“ geschubst. Da liegt der Gedanke nahe, dass dies auch Auswirkungen auf unser künftiges Wohnen hat.
Illustration | Björn Steinmetzler, Koelnmesse
„Vor allem jüngere Generationen sind offen für smarte Wohnformen. Für sie hat Connected Living eine andere Bedeutung als für die Bauherren und Architekten“, so Bernd Sanden, Direktor der LivingKitchen und verantwortlich für das Smart Village der imm cologne. „Die Sicht der so genannten Digital Natives auf Smarte Einrichtung ist stark anwendungsorientiert und nimmt Smart TV, Online-Fitnesskurse und die Verfügbarkeit von digitalen Medien in allen Räumen als Selbstverständlichkeit wahr. Sie sind auch mehrheitlich offen für Sprachassistenten, Wearables und für die Vernetzung von Personen mit ihrem Wohnumfeld, die eine neue Qualität erfahren wird.“
Doch jetzt erkennen auch ältere Semester als die Generationen Y und Z die Vorzüge smarter Technologien und die Akzeptanz des Smart Homes wächst. Smart TV und Saugroboter werden bald nur noch Einstiegsgeräte in die vernetzte Welt zu Hause sein. Connected Living bietet mehr Komfort durch automatisierte Routinen, digitalisierte Funktionen im Homeoffice bis in den Freizeitbereich und unterstützt an vielen Stellen sogar eine verbesserte Hygiene – etwa durch berührungslose Bedienung durch Bewegungssensoren und Voice Control.
Wir holen uns die Welt ins Haus: ein Top-Trend und ein Wachstumsmarkt.
Der Smart Home Markt umfasst den Verkauf von vernetzten Geräten und damit verbundenen Dienstleistungen, die eine Heimautomatisierung für private Endverbraucher (B2C) ermöglichen. Dabei handelt es sich um Geräte, die direkt oder indirekt über das Internet verbunden sind. Ihre Hauptaufgaben sind die Steuerung, Überwachung und Regelung von Funktionen in einem privaten Haushalt. Laut aktueller Studie Statista Digital Market Outlook betrug der weltweite Umsatz 77,3 Milliarden US$ im Jahr 2020. Mit zunehmender Digitalisierung der privaten Haushalte und Akzeptanz durch die Bewohner soll der Umsatz im Bereich Smart Living bis 2025 auf 175,7 Milliarden US$ steigen.
Die Sauna aus der Exklusivität der Einfamilienhaus-Keller zu befreien und in die urbanen Lebensrealitäten zu bringen hat KLAFS mit der Sauna S1 geschafft. Im eingefahrenen Zustand ist S1 60cm tief und damit nicht größer als ein haushaltsüblicher Kleiderschrank. Per Knopfdruck auf die neuen, besonders kompakten und flachen Steuerungen in der Front fährt die Sauna binnen 20 Sekunden auf ganze 160cm Tiefe aus und verspricht vollendetes Saunavergnügen.
Digitaler Leben
Der Trend Connected Living geht über klassische Smart Home-Anwendungen wie Haustechnik und Gebäudeautomation hinaus. Bislang standen Themen wie Energiemanagement, Klimatisierung und Sicherheit im Fokus der Bauherren. Aber jetzt scheint die Zeit reif zu sein für intelligente Einrichtungsgegenstände. Fast jeder dritte Deutsche (31 Prozent) hat aufgrund der Corona-Krise vermehrt digitale Services wie Beratungen per Video-Chat, Apps zum Streamen oder digitale Finanz-Tools in Anspruch genommen (laut einer bevölkerungsrepräsentativen Studie des digitalen Versicherungsmanagers CLARK zusammen mit dem Befragungsinstitut YouGov). Digitalisierung ist zur Nabelschnur geworden, durch die wir mit der Außenwelt Verbindung halten. Und so ist Connected Living für viele heute eine willkommene Möglichkeit zur Vernetzung: zum Entertainment genauso wie zum Arbeiten, zum Sport-Treiben wie zum Socializing oder zur Kompensation kultureller Aktivitäten.
Foto | Mues-Tec
In unterschiedlichen Designs, Formen und Maßen erhältlich, vereinen die Smart Spiegel von Mues-Tec die Vorteile von Spiegel und Computer in einem. Kinderleicht können Einstellungen des täglichen Informationsangebots auf dem Spiegel eingerichtet werden. So wird der Smart Spiegel zum ganz persönlichen Informationsträger. Dank seines vielfältigen Funktionsumfangs sorgt der Smart Mirror für beste Unterhaltung und Information in jedem Raum. Per Fingertipp auf seinen kapazitiven Touchscreen können App-Favoriten aufgerufen und gesteuert werden. Und per integrierter Sprachsteuerungsfunktion wird der Smart Mirror zum persönlichen Assistenten und benutzerfreundlichen Partner für die Smart Home-Steuerung.
Virtuelles Event und reales Erlebnis zu verbinden, schaffen derzeit interaktive Plattformen wie Peloton, Catapult oder Vaha. Sie versprechen ein breites Sportkursangebot mit oder ohne Live-Charakter, mit Personal Trainer, Spinning-Bike oder Smartem Workout-Spiegel. Die Kombination von Fitness, Technologie und Medien holt das Studioerlebnis gegen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag nach Hause. Doch der eigentliche Erfolg liegt in der Gruppendynamik in Livestream-Trainings oder die individuelle Ansprache durch einen Personal Trainer. Keiner muss mehr alleine schwitzen.
Foto | VAHA
Der Fitness-Spiegel VAHA der gleichnamigen Firma ist ein virtueller Personal Trainer für die ganze Familie. Der interaktive Spiegel bietet individuelle Workouts aus über 200 Übungen für jedes Ziel und jeden Geschmack (von Yoga über HIIT bis hin zu Rückentraining). Alle Trainings
können digital abgerufen werden und sind von qualifizierten Personal Trainern entwickelt worden. Der Clou: Der virtuelle Personal Trainer wird über den Spiegel wie ein Hologramm ins eigene Wohnzimmer gebeamt, gibt Trainingsanleitungen und verbessert das Training vorm Spiegel in Echtzeit. Dies ist möglich durch künstliche Intelligenz, denn der Spiegel erstellt eine Bewegungsanalyse der Trainierenden.
Smarter Wohnen
Die smarten Anwendungen werden immer vielfältiger, verlässlicher und einfacher in der Handhabung. Immer genauer können sie auf die konkreten Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt werden. Dabei werden diese Technologien immer häufiger in die Architektur eingebettet. Ob computergesteuerte Optimierung der Raumluft, innovative Steuerung und Nutzung vom Dusch-WC oder die energieoptimierende Steuerung der Raumtemperatur – smarte Technologie wird zunehmend in unsere Wohnkultur eingegliedert.
Hier einige Beispiele von Mobiliar mit integrierter Technologie:
- Kräuter, die per App gezüchtet werden
- Lampen, die als Bluetooth-Lautsprecher dienen
- Nachttische mit kabelloser Handy-Ladestation
- Schränke, die die Stimmungsbeleuchtung übernehmen
- Spiegelschränke mit Multimedia-Funktion
- Tische, die sich unserem Bewegungs-Soll entsprechend verstellen
- Sofas, die sich die individuelle Lieblings-Sitzposition merken
- Leuchten, die uns beim Einschlafen helfen
- Betten, die uns beim Schnarchen sanft in eine andere Position bringen
Foto | The Subdivision
Der smarte Plantcube von Agrilution bringt das Konzept von Vertical Farming in die eigenen vier Wände. Der vollautomatisierte Gewächsschrank bietet perfekte Wachstumsbedingungen für Salate, Blattgemüse und Kräuter. Das System wird automatisch über die Cloud gesteuert, wobei eine selbsterklärende App Einblick in den Wachstumsprozess, Hinweise zur Ernte oder zur notwendigen Wartung gibt. Auch neue Saatgut lässt sich so bestellen. Der Plantcube lässt sich je nach Wunsch flexibel in die Küche einbauen oder frei im Raum nutzen.
Neben der allgemeinen Hausautomation bietet die Küche die meisten Möglichkeiten zur Vernetzung. Hier stehen viele Geräte, die immer weiterentwickelt werden. Innovationstreiber ist hier die Optimierung von täglichen Arbeitsabläufen. Wer keine Angst vor Alexa & Co. hat, wie zum Beispiel die Generation Z, wird in den Elektromärkten schnell fündig. Beinahe alles wird in der Smart-Version angeboten: Kühlschränke helfen bei der Inventur, Kaffeevollautomaten verfügen über eine Playlist für die Familienmitglieder, Geschirrspüler erkennen, ob alles getrocknet ist, Dunstabzugshauben werden für freistehende Inseln ins Kochfeld integriert und Küchenmaschinen wie auch Öfen werden mitsamt einer App für Rezepte geliefert.
Foto | Miele
CookAssist von Miele ist eine neue Anwendung der Miele@mobile App, nutzbar auf allen aktuellen KM 7000 Induktionskochfeldern mit der Funktion TempControl. Sie leitet per Smartphone oder Tablet schrittweise und mit aussagekräftigen Fotos durch den gesamten Bratprozess. Bereits das Aufheizen der Pfanne ist über eine Grafik gradgenau nachvollziehbar. Für die konstant richtige Temperatur sorgt der intelligente Sensor im Kochfeld, der die Temperatur des Kochgeschirrs erkennt und automatisch konstant hält. Ständiges Nachregulieren oder gar Anbrennen gehört damit der Vergangenheit an.
Zunehmend erfährt auch das Badezimmer ein Update der Digitalisierung. Im Blickpunkt steht hier ein verbessertes Wärme- und Wassermanagement. Doch auch der Komfort kommt nicht zu kurz: abgestimmt auf die Bedürfnisse der Bewohner werden Duschen oder Badewannen mit Nutzerprofilen hinterlegt, die alle Sinne ansprechen. Berührungslos auslösende Armaturen erhöhen nicht nur den Komfort, sondern auch den Hygienestandard.
Foto | hansgrohe
Das digitale Duschsystem RainTunes von hansgrohe vernetzt Wasser, Licht, Ton und Duft zu einem ganzheitlichen Wassererlebnis für alle Sinne. Dafür arbeitete das Unternehmen eng mit Experten aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen und entwickelte digital gesteuerte Duschszenarien – Guten Morgen, Erholung, Vitalität, Entspannung, Schönheit, Natur sowie Gute Nacht, die auf den individuellen Lebensalltag abgestimmt sind. Mit einem Fingertipp auf die hansgrohe home App, die sich über das heimische WLAN-Netzwerk mit den verschiedenen Duschprodukten verbindet, wird das ausgewählte Duschszenario in die Dusche übertragen und dort über einen Play-Knopf gestartet.
Vernetzter Arbeiten
Mit den durch Corona notwendig gewordenen Kontaktbeschränkungen haben sich Millionen Berufstätige im Homeoffice eingerichtet und fühlen sich dort mehrheitlich wohl. Laut einer repräsentativen Befragung von 1.503 Erwerbstätigen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom arbeitet derzeit jeder Vierte (25 Prozent) und damit rund 10,5 Millionen Berufstätige ausschließlich im Homeoffice. Insgesamt arbeitet aktuell sogar fast jeder Zweite (45 Prozent) zumindest teilweise im Homeoffice.
Darum wird das Home-Office zu einem festen Bestandteil vieler Wohnungseinrichtungen werden. Und weil bei der Videotelefonie auch die Umgebung ins Blickfeld des Gesprächspartners rückt, steigt der gestalterische Anspruch an die Möblierung. Außerdem wird es immer mehr ergonomische Büromöbel brauchen, die sowohl die Technik verstauen als auch wohnlich wirken.
Fazit und Ausblick – Konnektivität und Personalisierung
Wer es zulässt, dass seine Daten in Clouds verwaltet werden, kann schon heute viele Annehmlichkeiten erfahren. Mit Energiemanagement, Verbesserung des Raumklimas und Sicherheit begann der Einzug smarter Technologie in unsere Wohnungen. Nun sorgen intelligente Einrichtungsgegenstände und Geräte vermehrt für individuell einstellbaren Komfort und Nutzerfreundlichkeit.
Auch die Architekten sind gefragt, den Wandel zu ermöglichen. Apartments wie auch Privathäuser müssen künftig für die ganze Technik Serviceräume und Andock-Stationen vorweisen können, um die Vernetzung überhaupt in großem Umfang zu ermöglichen. Dann kann auch die Vision vom unermüdlichen Roboter wahr werden, der den Tisch abräumt, den Geschirrspüler einräumt oder ein unordentliches Zimmer aufräumt.
Foto links | Samsung, Foto rechts | Ring
Der erst in der Entwicklung befindliche Samsung Bot™ Handy des südkoreanischen Konzerns könnte bald seinen Besitzern im Haushalt zur Hand gehen. Dank künstlicher Intelligenz soll der Roboter Objekte unterschiedlichen Gewichts, Größe und Form erkennen und diese aufheben. So soll er in der Lage sein, den Unterschied in der Materialzusammensetzung verschiedener Objekte zu erkennen, damit er diese mit angemessenem Kraftaufwand greifen und bewegen kann. Mit diesen Eigenschaften versehen, soll der Roboter ein verlässlicher Partner bei der Hausarbeit sein, der das lästige Aufräumen oder das Sortieren des Geschirrs nach dem Essen übernimmt.
Die Ring Always Home Cam von Ring ist eine kompakte, leichte, autonom fliegende Innenkamera. Benutzer können damit von unterwegs überprüfen, ob der Ofen eingeschaltet ist, die Türen verriegelt sind oder das Bügeleisen in ihrem Zuhause noch eingeschaltet ist. Die Drohne aktiviert sich selbst und fliegt autonom, sobald die verbundenen Ring-Systeme eine ungewöhnliche Aktivität – etwa durch einen Einbrecher – registrieren. Das System benachrichtigt den Besitzer, der dann live nachsehen kann, was gerade bei ihm zu Hause passiert. Dabei folgt der Benutzer per Smartphone dem Flug der Drohne. Der Launch des Gerätes ist noch in Planung.
Autoreninfo: Karin Galán, Innenarchitektin und auf der Suche nach dem „all-in“ Haushaltsroboter – der allerdings muss erst noch entwickelt werden…