Betreutes Wohnen liegt im Trend: Wie wir im Alter leben wollen

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Die Frage, wie wir unseren Lebensabend verbringen möchten, beschäftigt immer mehr Menschen – und das längst nicht erst ab dem Rentenalter. Ein wachsender Favorit im Bereich Wohnimmobilien ist das sogenannte „Betreute Wohnen“. Doch was steckt genau dahinter, warum gewinnt dieses Konzept an Bedeutung und würde ich, als alternde Chefredakteurin, dort freiwillig meine Zelte aufschlagen?

betreutes Wohnen liegt im Trend Bild zeigt kleine Gruppe von lachenden Senioren bei einem Sommerfest
Wohnformen für Senioren sind gefragt – Bild Leah Hetteberg auf unsplash

Betreutes Wohnen (manchmal auch „Service-Wohnen“ genannt) ist eine Wohnform, in der Seniorinnen und Senioren selbst bestimmt in einer eigenen Wohnung leben. Anders als in einem klassischen Pflegeheim behalten sie dadurch ihre Unabhängigkeit, erhalten jedoch bei Bedarf Unterstützung in verschiedenen Alltagssituationen. Dazu können zum Beispiel zählen:

  • Betreuungsangebote wie Einkaufshilfen oder Essensversorgung
  • Medizinische und pflegerische Leistungen auf Abruf oder durch festangestellte Fachkräfte
  • Gemeinschaftsräume und Freizeitprogramme für soziale Kontakte

Der Clou: Wer Hilfe braucht, ruft danach. Wer keine benötigt, kann vollkommen eigenständig wohnen.

Bauliche Eigenschaften von Wohnanlagen für Betreutes Wohnen

Damit Wohnanlagen den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden, sind bestimmte bauliche Anforderungen unumgänglich. Dies betrifft sowohl die Planung von Neubauten als auch die Umrüstung bestehender Objekte. Typische Merkmale sind:

  1. Barrierefreiheit
    • Schwellenlose Zugänge (z. B. zu Wohnungen, Gemeinschaftsräumen und Außenbereichen)
    • Türbreiten, die auch für Rollstühle oder Rollatoren geeignet sind
    • Stufenlose Gestaltung oder Rampen statt Treppen, wo immer möglich
    • Rutschfeste Bodenbeläge im Innen- und Außenbereich
  2. Großzügige Bewegungsflächen
    • Flure und Zimmer mit ausreichend Platz, damit auch Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Rollstuhlnutzende sich sicher bewegen können
    • Breite Aufzüge, die für Rollstuhl und Begleitperson ausgelegt sind
  3. Spezielle Sicherheits- und Komfortausstattung
    • Handläufe an den Wänden zur Sturzprävention
    • Komfortable, leicht bedienbare Tür- und Fenstergriffe
    • Notruf- und Sprechanlagen in den Wohnungen (bzw. Alarmknöpfe im Bad oder Schlafzimmer), um im Ernstfall schnell Hilfe anfordern zu können
    • Eine sichere und übersichtliche Wegeführung, um Orientierung zu erleichtern
  4. Gemeinschaftsflächen
    • Aufenthaltsräume für gemeinsame Aktivitäten oder Begegnungen
    • Möglichst barrierefreier Zugang zu Terrasse oder Gartenanlagen
    • Eventuell auch kleine Fitnessräume, Leseecken, Cafés oder ähnliche Angebote, die zum Verweilen und sozialen Austausch einladen
  5. Nachrüstbare Infrastruktur
    • Bereits beim Bau oder bei der Sanierung werden Leitungen und Anschlüsse so vorbereitet, dass technische Hilfsmittel (z. B. moderne Notrufsysteme, Telemedizin-Lösungen) einfach installiert werden können
    • Flexibel nutzbare Räume, die sich an veränderte Bedürfnisse anpassen lassen

All diese baulichen Maßnahmen gehen Hand in Hand mit einem durchdachten Wohnkonzept, das älteren Menschen eine Umgebung schafft, in der sie sich zugleich eigenständig und sicher fühlen können.

Zukünftiger Bedarf und warum dieser steigen wird

Die Gesellschaft altert – das ist kein Geheimnis. Die sogenannte „Babyboomer-Generation“ rückt immer näher an das Rentenalter heran. Damit steigt auch die Nachfrage nach Wohnformen, in denen man zwar eigenständig lebt, sich jedoch nicht mehr um jede Kleinigkeit kümmern muss. Betreutes Wohnen schafft hier einen idealen Kompromiss: mehr Sicherheit und Versorgung, ohne die eigene Freiheit aufgeben zu müssen.

Gleichzeitig investieren Kommunen und private Träger in den Ausbau solcher Wohnangebote. Denn eines ist sicher: Die Nachfrage wird noch größer, je selbstständiger die kommende Rentnergeneration sein und bleiben möchte. Für Immobilieneigentümer und Projektentwickler sind entsprechend ausgestattete Wohnanlagen ein wachsender Markt.

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Würde ich selbst in ein betreutes Wohnen einziehen?

Jetzt zu meiner ganz persönlichen Einschätzung. Als Chefredakteurin, die zwar mitten im Leben steht, aber auch irgendwann einmal zu den „Best Agern“ zählen wird, schaue ich natürlich genauer hin. Betreutes Wohnen verspricht Freiheit und Sicherheit in einem – das klingt schon ziemlich verlockend. Andererseits kann ich mir gerade gar nicht vorstellen, mein aktuelles Wohnumfeld in irgendeiner Form aufzugeben. Ich gebe zu: Beim Gedanken an betreutes Wohnen sehe ich vor meinem geistigen Auge immer noch einen bärtigen Pfleger, der mir streng befiehlt, um 20 Uhr ins Bett zu gehen – und ich weiß, das ist ein völlig überholtes Klischee.

Wenn ich ehrlich bin, würde ich, sollte die Zeit reif sein, wohl doch einen genaueren Blick auf diese Wohnform werfen. Aber wann wäre das denn – das ist die Gretchenfrage auf die ich keine Antwort habe. Die modernen Wohnanlagen im betreuten Wohnen sind ja weit entfernt vom traditionellen Altenheim-Bild, das mancher noch im Kopf hat. Vielleicht sitze ich in 10 Jahren ebenso fröhlich mit meinen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern beim Grillabend zusammen und nutze den Ausflugsservice des betreuten Wohnens in die Innenstadt. Wer weiß – allein der Gedanke, nicht „abgeschoben“ zu werden, sondern weiterhin ganz normal am Leben teilzunehmen, hat schon was. Selbst wenn ich mir heute einrede, dass ich das nicht bräuchte. Aber wäre es nicht ein beruhigender Gedanke für mich, wenn ich im Bedarfsfall auch rasch in ein betreutes Wohnen einziehen könnte? Denn glaubt man den Statistiken, wird der Bedarf rasch zunehmen, nur die Angebote hinken hinterher.

Fazit: Betreutes Wohnen ist längst kein Nischenthema mehr. Mit steigendem Bedarf wächst auch das Angebot – und damit die Qualität. Wer sich frühzeitig informiert und offen für neue Wohnkonzepte ist, hat später im Alter bessere Wahlmöglichkeiten. Und ich? Ich werde in diesem Jahr doch neugierig bei einer dieser Wohnanlagen vorbeischauen. Trotz aller Selbstironie: Ein bisschen Fürsorge kann schließlich auch für eine Chefredakteurin im Unruhestand nicht schaden.

Mehr dazu:

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Über die Autorin: Maxi Schwarz ist die Geschäftsführerin der wohnung-jetzt GmbH und ist unter anderem für die Online-Redaktion von wohnung-jetzt.de verantwortlich.

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