Barrierefreies Wohnen: Tipps für die altersgerechte Gestaltung von Wohnungen

Die Bedeutung von barrierefreiem Wohnraum nimmt aufgrund des demografischen Wandels in Deutschland kontinuierlich zu. Bis 2035 wird der Anteil der über 67-Jährigen auf 46 Prozent der Gesamtbevölkerung anwachsen. Mit steigendem Alter erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit einer Schwerbehinderung und damit der Bedarf an barrierefrei zugänglichen und nutzbaren Wohnungen. Derzeit erfüllen jedoch nur 2,4 Prozent der verfügbaren Wohnungen alle wesentlichen Kriterien eines barrierefreien Wohnraums. Um möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen zu können, sind Anpassungen und Umbauten oft unumgänglich. Dieser Artikel bietet Tipps für die altersgerechte Gestaltung von Wohnungen und gibt praktische Hinweise für die Umsetzung von Umbaumaßnahmen und den Einsatz von Hilfsmitteln.

Tipps für die altersgerechte Gestaltung von Wohnungen Bild zeigt Rollator
Wohnungen mit Barrieren sind im Alter ein Problem Bild: Benjamin Brunner auf unsplash

Bedeutung von barrierefreiem Wohnraum in einer alternden Gesellschaft

Der demografische Wandel in Deutschland führt zu einem stetig wachsenden Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung. Während bei den 25- bis 54-Jährigen nur etwa 5 Prozent eine Schwerbehinderung aufweisen, steigt dieser Anteil bei den über 80-Jährigen auf über 30 Prozent bei Frauen und fast 40 Prozent bei Männern an. Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit von barrierefreiem Wohnraum, um den Bedürfnissen einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden.

Barrierefreie Wohnungen ermöglichen es Menschen mit körperlichen Einschränkungen, weiterhin selbst bestimmt und ohne fremde Hilfe in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. Durch die Anpassung des Wohnraums an die individuellen Bedürfnisse der Bewohner können Alltagshürden überwunden und die Lebensqualität verbessert werden. Dies trägt dazu bei, die Würde und Unabhängigkeit im Alter zu bewahren und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Ein wichtiges Hilfsmittel in diesem Zusammenhang ist beispielsweise ein Treppenlift, der die Mobilität innerhalb des Hauses erheblich verbessern kann.

Neben den positiven Auswirkungen auf die individuelle Lebensqualität hat barrierefreier Wohnraum auch gesamtgesellschaftliche Vorteile. Durch die Möglichkeit, länger selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben, kann der Bedarf an Pflegedienstleistungen und stationärer Pflege reduziert werden. Dies entlastet nicht nur das Gesundheitssystem, sondern ermöglicht es älteren Menschen auch, weiterhin aktiv am sozialen Leben teilzunehmen und wertvolle Erfahrungen an jüngere Generationen weiterzugeben.

Psychologische Aspekte des barrierefreien Wohnens

Barrierefreies Wohnen hat nicht nur physische, sondern auch wichtige psychologische Auswirkungen auf ältere Menschen. Das Gefühl von Sicherheit und Unabhängigkeit in der eigenen Wohnung stärkt das Selbstwertgefühl und reduziert Ängste vor Unfällen oder dem Verlust der Selbstständigkeit. Dies kann sich positiv auf die geistige Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Zudem fördert die Möglichkeit, weiterhin in der vertrauten Umgebung zu leben, die emotionale Stabilität und hilft, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.

Merkmale einer barrierefreien Wohnung

Eine barrierefreie Wohnung zeichnet sich durch eine schwellenlose Gestaltung aus, die einen problemlosen Zugang und eine uneingeschränkte Mobilität in allen Räumen ermöglicht. Breite Türen und ausreichende Bewegungsflächen sind unerlässlich, um sich auch mit Hilfsmitteln wie Rollstühlen oder Rollatoren bequem navigieren zu können. Barrierefreies Wohnen ist ein wichtiger Aspekt für ein selbst bestimmtes Leben im Alter.

Tipps für barrierefreie Gestaltung von Wohnungen - Bild zeigt Treppe mit Glasstufen
Risiko von Stürzen steigt im Alter Bild: stocksnap auf pixabay

Im Badezimmer sorgen eine ebenerdige Dusche, ein unterfahrbares Waschbecken und strategisch platzierte Haltegriffe für erhöhte Sicherheit und Komfort. Auch die Küche sollte mit unterfahrbaren Arbeitsflächen und leicht erreichbaren Schränken ausgestattet sein, um eine selbstständige Nutzung zu gewährleisten. Höhenverstellbare Möbel bieten zusätzliche Flexibilität und passen sich individuellen Bedürfnissen an.

Zu den weiteren Merkmalen einer barrierefreien Wohnung gehören:

  • Rutschfeste und blendfreie Bodenbeläge, die Stürze verhindern und eine sichere Fortbewegung unterstützen
  • Eine kontrastreiche Gestaltung der Räume, die die Orientierung erleichtert und visuelle Einschränkungen berücksichtigt
  • Gut beleuchtete Bereiche, insbesondere an Treppen und in Fluren, um Unfallrisiken zu minimieren
  • Erreichbare Steckdosen, Lichtschalter und Fenstergriffe, die auch im Sitzen oder mit eingeschränkter Beweglichkeit bedient werden können

Innovative Lösungen für barrierefreie Wohnungen

Die technologische Entwicklung eröffnet neue Möglichkeiten für barrierefreies Wohnen. Smarte Haussteuerungssysteme ermöglichen die Bedienung von Licht, Heizung und anderen Geräten per Sprachbefehl oder Smartphone. Sensorgesteuerte Beleuchtungssysteme sorgen für zusätzliche Sicherheit, indem sie automatisch aktiviert werden, wenn jemand den Raum betritt. Auch in der Küche gibt es innovative Lösungen wie höhenverstellbare Arbeitsflächen oder Schränke mit elektrisch absenkbaren Einlegeböden, die die Selbstständigkeit im Alltag unterstützen.

Barrierefreier Wohnraum durch Hilfsmittel und Umbaumaßnahmen

Für ein selbstbestimmtes Leben im Alter sind oft schon kleine Veränderungen in der Wohnung hilfreich. Haltegriffe, Greifhilfen oder Rampen erleichtern den Alltag und erhöhen die Sicherheit. Eine professionelle Wohnungsanpassung berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und zeigt Fördermöglichkeiten auf.

Größere Umbaumaßnahmen wie die Verbreiterung von Türen, der Einbau einer ebenerdigen Dusche oder die Schaffung von mehr Bewegungsfläche sollten sorgfältig geplant werden. Dabei ist es wichtig, alle Beteiligten einzubeziehen und die Maßnahmen auf die spezifischen Anforderungen abzustimmen.

Technische Hilfsmittel unterstützen ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden. Dazu gehören beispielsweise:

  • Treppenlifte
  • Hausnotrufsysteme
  • Automatische Tablettenspender
  • Intelligente Assistenzsysteme

Gerade intelligente Assistenzsysteme bieten zusätzliche Sicherheit, werfen aber auch ethische und rechtliche Fragen auf. Eine umfassende Aufklärung und Einwilligung der Nutzer ist unerlässlich.

Um die passenden Hilfsmittel und Umbaumaßnahmen zu finden, empfiehlt sich eine fachliche Beratung. Ergotherapeuten, Pflegeberater oder Wohnberater können bei der Auswahl und Planung unterstützen. Sie informieren auch über Fördermöglichkeiten, die die finanzielle Belastung reduzieren können. Für Seniorenimmobilien als Kapitalanlage können solche Anpassungen ebenfalls interessant sein.

Finanzierungsmöglichkeiten für barrierefreie Umbauten

Die Finanzierung von barrierefreien Umbauten stellt für viele Menschen eine Herausforderung dar. Es gibt jedoch verschiedene Fördermöglichkeiten, die in Anspruch genommen werden können. Die Pflegekassen bieten beispielsweise Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen von bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme. Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stellt zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für altersgerechte Umbauten zur Verfügung. Zudem können in einigen Bundesländern regionale Förderprogramme genutzt werden. Es lohnt sich, die verschiedenen Optionen sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um die optimale Finanzierungslösung zu finden.

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