Die Postbank hat ihren Wohnatlas 2023 vorgelegt. Die Studie hält einige Überraschungen bereit:
- Die Preise für Wohnimmobilien sind in den 7 größten Städten stärker gesunken als in den Landkreisen und Mittelstädten
- Ferienimmobilien an der Nordsee zeigen keine Erholung im Preisniveau
Im Durchschnitt über alle Regionen hinweg wurde ein Preisabfall gegenüber 2021 inflationsbereinigt um 0,7 Prozent festgestellt. 2021 hatte das reale Plus noch 14,2 Prozent betragen, im Jahr davor 9,6 Prozent.
In nominaler Rechnung, also ohne Berücksichtigung der Inflation, stiegen die Preise für Eigentumswohnungen im Durchschnitt über alle Kreise und kreisfreien Städte dennoch um 6,2 Prozent gegenüber 2021. Dies sind Ergebnisse der Studie „Postbank Wohnatlas 2023“.
„Die Phase, in der Preise für Eigentumswohnungen in ungeahnte Höhen kletterten, ist vorerst vorbei. Aktuell stagnieren beziehungsweise sinken die Preise angesichts einer leicht nachlassenden Nachfrage in Folge steigender Zinsen und erhöhter Lebenshaltungskosten“, sagt Achim Kuhn, Leiter Kunden- und Produktmanagement und damit auch für das Immobiliengeschäft der Postbank verantwortlich. „Aktuell befinden wir uns in einer Preisdelle, nach der wir wieder höhere Preise bei Wohnimmobilien erwarten. Unter der Annahme, dass die Inflation für einen absehbaren Zeitraum weiterhin höher ausfällt als die zugrunde liegenden vertraglichen Nominalzinsen, entstehen jedoch negative Realzinsen, so dass die Finanzierung einer Immobilie weiterhin sinnvoll sein kann.“
Immobilienpreise in den Metropolen fallen stärker als in Landkreisen und mittelgroßen Städten
Der Preisatlas wird vom Hamburger Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) für die Postbank berechnet. Die Berechnungen ergaben, dass die Kaufpreise für Eigentumswohnungen im Durchschnitt über die größten sieben Metropolen real um -4,3 Prozent gesunken sind, jedoch im Durchschnitt über alle Mittelstädte um -1,5 Prozent und über alle Landkreise sogar nur um -0,1 Prozent. „Metropolregionen waren mit deutlichen Preisanstiegen im Verlauf der vergangenen Dekade stets unter den Top-Gebieten. Entsprechend kam es hier spätestens seit 2019 zu einer Überhitzung bei den lokalen Immobilienpreisen. Daher fallen hier die Korrekturen für den Moment am höchsten aus“, erklärt Kuhn.
Besonders hohe Preisschwankungen gegenüber dem Vorjahr treten dabei häufig in Regionen mit einem nur geringen Immobilienangebot auf, darum wurden in die Top 10 der größten Veränderungen nur die 357 Regionen mit mindestens 100 Angeboten aufgenommen.
München bleibt teuer, Hamburg auf Platz zwei gefolgt von Frankfurt am Main und Berlin
Die bayerische Landeshauptstadt ist und bleibt ein teures Pflaster. Bundesweit gibt es keinen Ort, an dem Kaufinteressierte für den Quadratmeter mehr bezahlen müssen. Allerdings fiel der Preis für Eigentumswohnungen im Bestand real um -6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und lag 2022 bei durchschnittlich 9.734 Euro pro Quadratmeter. Im Jahr 2021 hatten die realen Preise dort noch um 15,3 Prozent zugelegt.
Zweitteuerste Stadt in den Big Seven, den sieben größten deutschen Metropolen, ist Hamburg. Hier wurden im Schnitt 6.685 Euro pro Quadratmeter fällig – inflationsbereinigt ein Abfall um -3,9 Prozent. Die Hansestadt überholte Frankfurt am Main, die Mainmetropole rangiert im Ranking der Big Seven mit 6.654 Euro pro Quadratmeter auf Platz drei vor Berlin mit 5.904 Euro.
In der Hauptstadt fiel der reale Kaufpreisrückgang mit -0,1 Prozent gering aus im Vergleich der Big Seven. „In Berlin ist die Nachfrage nach Wohnraum weiter hoch, etwa weil die Einwohnerzahl kontinuierlich steigt. Gleichzeitig hinkte die Hauptstadt in Sachen Preisniveau lange Zeit hinter anderen Metropolen hinterher und hat somit noch Nachholpotenzial“, so Kuhn.
Auch in Düsseldorf und Stuttgart sanken die Preise real um mehr als 5 Prozent.
Nordsee-Immobilien werden weiterhin teurer
Keine Entspannung auf dem Immobilienmarkt an der Nordsee: Besonders kostspielig sind Eigentumswohnungen weiterhin im Landkreis Nordfriesland, zu dem die beliebten Inseln Sylt, Föhr und Amrum sowie Ferienorte wie St. Peter Ording gehören. Hier kostete der Quadratmeter im Bestand 2022 im Schnitt 9.185 Euro. Das entspricht einem erneuten Anstieg um reale 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am stärksten innerhalb der Top 10 legten jedoch die Preise im Landkreis Aurich zu: In dem niedersächsischen Feriengebiet, zu dem die Inseln Juist, Norderney und Baltrum sowie die Badeorte Norddeich und Greetsiel gehören, stiegen die Preise für Eigentumswohnungen 2022 real um 17,7 Prozent. Damit zieht der Landkreis neu in die Top 10 ein.
Niedrige Kaufpreise herrschen in den meisten Regionen Mitteldeutschlands sowie einzelnen westlichen und östlichen Grenzregionen, besonders gering fallen sie in vielen ländlichen Gebieten in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen aus. So zahlten Käufer*innen 2022 im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, im Vogtlandkreis in Sachsen sowie im Landkreis Greiz in Thüringen weniger als 1.000 Euro pro Quadratmeter. In München jedoch fast 10.000 Euro und in Frankfurt am Main rund 6.700 Euro.
Nachholeffekte in vielen Großstädten vorbei
In nahezu allen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohner*innen stagnieren oder sinken die Preise für Eigentumswohnungen – zumindest inflationsbereinigt. Zu den Gewinnern gehören vor allem Städte aus Nordrhein-Westfalen wie Herne, Duisburg, Remscheid, Leverkusen, Wuppertal und Oberhausen. Allerdings beträgt der größte Preisanstieg knapp über 5 Prozent real, ein Jahr zuvor erreichten die Großstädte in der Spitze noch Teuerungsraten von fast 30 Prozent. Während der reale Kaufpreisanstieg 2021 in Halle jedoch noch 18,7 Prozent betrug, lag er 2022 nur noch bei 0,4 Prozent. Erfurt hatte im Vorjahr noch mit einem Plus von 29,5 Prozent den ersten Platz der Großstädte eingenommen, 2022 fiel der Preis für Eigentumswohnungen hier jedoch real um -8,3 Prozent.
Quellen: VALUE AG (empirica-systeme Marktdatenbank), Statistisches Bundesamt, Berechnungen HWWI
Hintergrundinformationen zum Postbank Wohnatlas 2023
Der Postbank Wohnatlas ist eine jährlich erscheinende, mehrteilige Studienreihe, die den deutschen Immobilienmarkt unter verschiedenen Aspekten regional bis auf Kreisebene beleuchtet. Für die vorliegende Preisanalyse, die den ersten Studienteil des diesjährigen Wohnatlas darstellt, wurde unter der Leitung von Diplom-Volkswirtin Dörte Nitt-Drießelmann, Senior Researcherin beim Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), die Immobilienpreisentwicklung in den 400 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten untersucht.
Quelle: Postbank