Betrüger suchen sich meist dort ihre Opfer, wo die Not ohnehin groß ist. Je nach Region und Stadt ist die Not rund um den Wohnungsmarkt besonders auffällig. Auf eine Wohnung kommen teils 300 Bewerber und eine Zusage ist fast so viel wert, wie ein Sechser samt Zusatzzahl. Und als wäre das schon nicht schlimm genug, mischen sich Betrüger unter das Volk. Sie erstellen eigene Wohnungsanzeigen und kassieren damit richtig ab. Doch wie funktioniert dieser Vorkassenbetrug und welche Möglichkeiten haben Suchende, um diese Anzeigen schnell zu entlarven?
Vorkassenbetrug: So läuft das Ganze ab
Es gibt verschiedene Maschen. Ziel ist es jedoch immer, Mietinteressenten das Geld aus der Tasche zu ziehen, ohne dass jemals eine Gegenleistung kommt. Einige Beispiele:
- Wohnungsanzeige kopieren – die Betrüger suchen sich Wohnungsanzeigen und kopieren diese, wobei sie nun die Kontaktdaten verändern. Meldet sich Interessent, so wird dieser dazu aufgefordert, eine ›Sicherheitsleistung‹ zu überweisen, die dazu dienen soll, dass die Besichtigung auch wirklich stattfindet. Oft erklären die Betrüger, wie unzuverlässig doch viele Suchende seien und dass dies die einzige Option ist, um sicherzustellen, dass die Mietinteressenten auch wirklich die Besichtigung wahrnehmen.
- Fake-Anzeige – bei dieser Masche greifen Betrüger gerne auf private Ferienwohnungen zurück. Sie mieten die Wohnung an, vereinbaren für diese Tage dutzende Besichtigungen und schließen praktisch mit jedem Interessenten einen Mietvertrag ab. Bei der Unterzeichnung wird die Kautioninfo direkt in bar einbehalten. Alternativ werden Wohnungen vermietet, die es nicht gibt. Auch hier wird der Mietvertrag online unterzeichnet und sogleich eine Kaution gefordert.
Dies ist jedoch nicht die einzige Form des Vorkassenbetrugs. Mitunter spielen sogar Makler ein böses Spiel, indem sie Reservierungsgebühren verlangen. In anderen Fällen werden Interessenten, die gerne die Wohnung haben möchten, neben Reservierungsgebühren auch die Kosten für die Küchen- oder Möbelübernahme berechnet. Dies geschieht im Betrugsfall natürlich vor der Unterzeichnung eines Mietvertrags.
Wie lassen sich entsprechende Anzeigen erkennen?
Gerade in den Großstädten sind Mietinteressenten verzweifelt. Die bezahlbaren Wohnungen sind rar gesät, die Bewerber hingegen massig vorhanden. Oft kommt es schon beim Vereinbaren des Besichtigungstermin auf jede Sekunde an. Viele Vermieter wissen genau, dass sie die Wohnung schnell vermieten und beschäftigen sich nur mit einem Kleinteil der Bewerber. Doch trotz aller Eile sollten Wohnungsanzeigen genau geprüft werden. Einige Hinweise auf Betrug kann es durchaus geben:
- Auf Fotos achten – viele Betrüger kopieren die Bilder aus echten Wohnungsanzeigen. Die Bildersuche bei Google hilft hier weiter. Tauchen die Bilder bei etlichen Wohnungsanzeigen auf, die jedoch nicht von derselben Person eingestellt wurden, ist Vorsicht geboten. Tipp: Kontakt mit dem Anbieter der ältesten Anzeige aufnehmen.
- Vorauszahlung – es wird niemals auch nur ein Cent gezahlt, bevor ein echter Mietvertrag unterschrieben und der Schlüssel übergeben ist. Gerade die Geldforderung vor jeglicher Besichtigung ist immer ein Indiz dafür, dass Abzocker am Werk sind. Eine Wohnungsbesichtigung erfordert kein Eintrittsgeld.
- Kautionsbetrug – die Besichtigung findet statt und der Interessent ist wirklich interessiert. Nun pocht der ›Vermieter‹ auf eine direkte Entscheidung und fordert die Kaution in bar an. Handelt es sich um Ferienwohnungen, so wird auch der Abschlag für die Übernahme der Einrichtung eingefordert. Bei dieser Masche können Interessenten eigentlich nur vor Ort prüfen, ob die Anzeige echt war oder nicht.
Häufig werden Wohnungsinteressenten vom knappen Markt und vom Betrüger unter Druck gesetzt. Dennoch gilt: Eine Kaution wird niemals in bar ausgezahlt und keine Besichtigung kostet Geld. Erwarten sogenannte Vermieter die Kautionsübergabe praktisch schon bei der Besichtigung oder gar bei einer Online-Besichtigung, sollte niemals auf die Forderung eingegangen werden. Ganz davon abgesehen, dass die Geldübergabe auch nicht quittiert wird und auch bei einem korrekten Mietverhältnis niemals die Kaution nach Auszug zurückgefordert werden könnte.
Betrug auch in anderen Bereichen: Stichwort Finanzierung
Betrug hat viele Gesichter. Und wie schön wäre es denn, trotz negativer Bonitätinfo eine Immobilienfinanzierung mühelos zu erhalten? Sicher, der Gedanke ist verlockend und online gibt es etliche Angebote von ›Baufinanzierungen ohne Schufa‹. Aber:
- Vorsicht Betrug – es gibt Kredite, die trotz Schufa vergeben werden. Ohne Schufa funktioniert nur bei Kleinkrediten, nicht aber bei einer größeren Finanzierung. Das Risiko wäre für eine Bank wesentlich zu hoch, zumal auch die Zwangsversteigerung einer Immobilie nicht sicher die Kreditkosten deckt. Bei etlichen dieser Anzeigen über Baufinanzierungen ohne Schufa geht es letztlich um den Vorkassenbetrug. Der Kreditnehmer muss zuerst einen guten Betrag zahlen, um dann angeblich den Kredit zu erhalten. Diese Zahlung wird gerne als ›Sicherheit‹ oder auch als ›Kaution‹ bezeichnet. Es gibt allerdings auch seriöse Anbieter, bei denen sich eine Hausfinanzierung ohne Schufa beantragen lässt – damit ist dann jedoch immer eine Finanzierung trotz Schufa gemeint. Die Auskunft wird also eingeholt und bei weichen Negativmerkmalen ist der Kredit trotzdem möglich.
- Verträge – mitunter sind die Verträge das große Problem. Der Kreditgeber ist vollends auf dem Haus eingetragen, die Verträge teils so undurchsichtig, dass der Kreditnehmer gar nicht realisiert, dass der Kreditvertrag automatisch gekündigt wird, wenn auch nur die kleinste Unregelmäßigkeit entsteht. Und diese kann konstruiert werden.
- Autokauf – auch hier geht es häufig um die Finanzierung. Einige nehmen sich einen Kredit auf, um sich das neue Auto leisten zu können. Bei Gebrauchtwagen findet aber leider dasselbe Spiel statt, das es auch bei Wohnungen gibt. Alternativ werden Autos, die bei einem Gebrauchtwagenhändler angesehen werden, letztlich über eine Privatperson verkauft. Der Kunde weiß davon aber nichts. Die Krux: Bei dem Auto handelt es sich gerne um ein mangelhaftes Gefährt. Da der Kunde aber unwissentlich bei einer Privatperson gekauft hat, gibt es keine Gewährleistung. Wer nun das Auto finanziert hat, der steht wieder vor einer finanziellen Misere, denn der Kreditgeber will weiterhin sein Geld. Andere Maschen: Der Wagen soll über eine Reservierungsgebühr freigehalten werden. Nicht selten kassiert die Gebühr jemand, dem das Fahrzeug gar nicht gehört.
Fazit – immer die Augen offenhalten
Anzeigen jeglicher Art sollten immer genau gelesen und geprüft werden. Sobald jemand im Voraus für eine nicht erbrachte Leistung Geld verlangt, gilt: Den Weg zur Tür hinaus wählen. Bei auffällig schönen Wohnungen im Internet spielt Google eine helfende Hand aus, denn die Bilder können verglichen werden. Gehören diese eigentlich zu einer Ferienwohnung, ist die Sache klar. Absolute Vorsicht ist auch bei Finanzierungen in größerer Höhe geboten. Wer sich selbst keinen Kredit über die Summe ausstellen würde, weil die Schufa negativ ist und die Bonität allgemein nicht stimmt, der sollte genau hinterfragen, warum ein seriöser Kreditgeber eben dieser Finanzierung zustimmen würde.
Autor: Redaktion wohnung-jetzt.de